Die Regionen des Pu-Erh-Tees – Herkunft und Charakter der Yunnan-Tees
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Pu-Erh-Tee ist mehr als nur ein Getränk – er ist ein Stück lebendige chinesische Kultur. Jede Region Yunnans bringt ihren eigenen Charakter hervor – von der süßen Sanftheit eines Yiwu bis zur kräftigen Tiefe eines Menghai. Erfahre hier, was die wichtigsten Anbaugebiete unterscheidet.
1. Xishuangbanna – Das Herz des Pu-Erh
Lage: Südlichstes Yunnan, an der Grenze zu Laos und Myanmar
Höhenlage: 900–1800 m
Klima: Tropisch-feucht, mit alten Teewäldern und dichter Vegetation
Xishuangbanna gilt als die Wiege des Pu-Erh-Tees. Hier wachsen viele der ältesten Teebäume der Welt – sogenannte Gushu (古树), manche über 500 Jahre alt. Die Region ist berühmt für ihre „Sechs berühmten Teeberge“ (六大茶山):
- Yiwu 易武: mild, süß, rund und harmonisch
- Menghai 勐海: kräftig, erdig und vollmundig
- Bulang 布朗山: herb, intensiv, mit tiefer Bitterkeit
- Nannuo 南糯山: ausgewogen, weich und fruchtig
- Jingmai 景迈山: floral, klar und elegant
Bekannte Tees: Dayi 7542 (Sheng), Dayi 7572 (Shu), Yiwu Gushu, Lao Man’e, Jingmai Shan Gushu
2. Lincang – Die Heimat der alten Bäume
Lage: Westliches Yunnan, an der Grenze zu Myanmar
Höhenlage: 1500–2000 m
Klima: Subtropisch, mit klaren, kühlen Nächten
Lincang ist die Region der alten Baumteekulturen. Hier wachsen riesige Teebäume, die seit Generationen gepflegt werden. Besonders bekannt ist Bingdao 冰岛 – eine der edelsten Teesorten Chinas, berühmt für ihre süße Eleganz und einen kühlenden Nachgeschmack.
- Mengku 勐库: fruchtig, klar, leicht herb
- Yongde 永德: mineralisch, frisch
- Fengqing 凤庆: warm, honigartig
Bekannte Tees: Bingdao Gushu, Mengku Mu Shu Cha, Daxueshan Sheng, Fengqing Gushu
3. Pu’er (Simao) – Das historische Zentrum
Lage: Mittleres Yunnan
Bedeutung: Namensgeber des Pu-Erh-Tees
Die Stadt Pu’er – früher Simao – war einst das Zentrum des Teehandels. Von hier aus führte die historische „Tea Horse Road“ (茶马古道) nach Tibet und Sichuan. Heute stammen aus dieser Region viele klassische Lagertees, insbesondere Shu-Pu-Erh, die sich durch runde, erdige und ausgewogene Aromen auszeichnen.
Bekannte Tees: CNNP 8582 (Sheng), Dayi 7262 (Shu), moderne Mischungen aus Simao-Gushu
4. Baoshan – Das Hochland der Kontraste
Lage: Nordwestliches Yunnan
Höhenlage: 1800–2400 m
Klima: Trocken, kühl, sonnig
Baoshan ist ein noch wenig bekanntes, aber wachsendes Anbaugebiet. Die Tees wachsen in hohen, sonnenreichen Lagen, was ihnen einen frischen, leicht rauchigen Charakter verleiht. Viele Produzenten setzen hier auf wild wachsende Bäume (ye sheng cha 野生茶).
Bekannte Tees: Baoshan Wild Arbor, Gaoligong Shan Sheng
5. Dehong – Wild, würzig, authentisch
Lage: Grenzgebiet zu Myanmar
Höhenlage: 1000–1600 m
Dehong ist bekannt für seine semi-wilden Teebäume und naturbelassene Verarbeitung. Die Tees schmecken würzig, leicht herb und unverfälscht, mit einem Hauch von Rauch oder Holz. Hier wird häufig die Varietät Dehong Da Ye Zhong 德宏大叶种 angebaut – eine großblättrige Sorte, ideal für Sheng-Pu-Erh.
Bekannte Tees: Dehong Da Ye Zhong, Wild Tree Sheng aus Mangshi oder Ruili
Fazit – Jede Region, ein Charakter
Pu-Erh ist kein einheitlicher Tee, sondern ein Mosaik aus Regionen, Traditionen und Geschmacksrichtungen. Wer die Herkunft kennt, versteht auch die Vielfalt: Von der sanften Süße eines Yiwu bis zur rauen Tiefe eines Bulang – jede Landschaft spiegelt sich in der Tasse.