Sheng vs. Shou – Unterschiede, Geschmack & Fermentation von Pu-Erh-Tee erklärt
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Pu-Erh-Tee gibt es in zwei Hauptvarianten: Sheng (roher Pu-Erh) und Shou (gereifter Pu-Erh).
Beide stammen aus der chinesischen Provinz Yunnan – unterscheiden sich aber deutlich in Herstellung, Geschmack und Reifung.
Hier erfährst du die wichtigsten Unterschiede und wie du den passenden Tee für dich findest.


Überblick: Zwei Arten, ein Ursprung
Sowohl Sheng als auch Shou Pu-Erh werden aus derselben Teepflanze gewonnen:
der Camellia sinensis var. assamica aus der Region Yunnan.
Der Unterschied entsteht durch den Fermentationsprozess –
also durch die Art und Dauer, wie die Blätter reifen.
Was ist Sheng Pu-Erh (roher Pu-Erh)?
Sheng Pu-Erh ist die ursprüngliche, traditionelle Form des Pu-Erh-Tees.
Nach dem Pflücken werden die Blätter gedämpft, gerollt und in der Sonne getrocknet.
Danach wird der Tee gepresst (z. B. zu Fladen oder Ziegeln) und über Jahre natürlich fermentiert.
Diese natürliche Reifung dauert oft 5–30 Jahre.
Während dieser Zeit verändert sich der Geschmack ständig –
junge Shengs schmecken fruchtig, frisch, leicht herb,
während ältere Shengs weich, rund und tief werden.
Sheng Pu-Erh enthält viele Antioxidantien und Enzyme,
die während der langen Reifung aktiv bleiben.
Er gilt daher als „lebendiger Tee“ mit wachsendem Reifepotential.
Was ist Shou Pu-Erh (gereifter Pu-Erh)?
Shou Pu-Erh wurde erst in den 1970er Jahren entwickelt,
um den langwierigen Reifeprozess des Sheng zu imitieren.
Dabei wird der Tee nach dem Trocknen kontrolliert fermentiert (chinesisch: „Wo Dui“),
ähnlich wie bei der Kompostierung, jedoch hygienisch überwacht.
Die Blätter werden feucht aufgeschichtet, abgedeckt und mehrere Wochen
bei hoher Temperatur und Luftfeuchtigkeit mikrobiologisch fermentiert.
Das Ergebnis: ein dunkler, mild-erdiger Tee mit Noten von Holz, Kakao und Waldboden.
Shou Pu-Erh ist sofort trinkfertig und beliebt für seine
weiche Textur und beruhigende Wirkung.
Vergleich: Sheng vs. Shou im Überblick
| Merkmal | Sheng Pu-Erh (roh) | Shou Pu-Erh (gereift) |
|---|---|---|
| Fermentation | Natürlich über Jahre | Künstlich beschleunigt (Wo Dui) |
| Farbe des Aufgusses | Hellgold bis bernsteinfarben | Dunkelrot bis fast schwarz |
| Geschmack | Frisch, fruchtig, leicht herb | Weich, rund, erdig, mild |
| Lagerung | Langzeitreifung (5–30 Jahre) | Sofort trinkfertig |
| Hauptzielgruppe | Sammler, Teekenner | Einsteiger, Genießer |
Fermentation & Mikroorganismen
Während Sheng natürlich mit der Zeit oxidiert, wird Shou gezielt fermentiert.
Dabei spielen Mikroorganismen wie Aspergillus niger, Penicillium und Bacillus
eine zentrale Rolle. Diese verändern die chemische Zusammensetzung des Tees.
Studien wie Zhang et al. (2020, Food Chemistry)
zeigen, dass die mikrobiellen Stoffwechselprodukte – sogenannte Theabrownine –
für den dunklen Farbton und die sanfte Wirkung verantwortlich sind.
Eine weitere Studie von Li et al. (2021, Food Bioscience)
beschreibt, wie kontrollierte Fermentation die Bildung von Aminosäuren, Polysacchariden und
antioxidativen Verbindungen im Shou-Pu-Erh fördert.
Geschmack & sensorische Unterschiede
Sheng und Shou sind wie zwei Seiten derselben Medaille:
Der eine frisch, lebendig und komplex – der andere rund, tief und erdig.
- Junger Sheng: grasig, floral, leicht adstringierend
- Gereifter Sheng: honigartig, süß, mineralisch
- Shou: schokoladig, holzig, mild, oft mit Noten von Datteln oder Kakao